Auslandssemester in Lleida, Spanien
Vorbereitungen
Nach viel Bürokratie, Fristen und Papierkram startete ich im August 2016 ins Abenteuer Auslandssemester an der „Universitat de Lleida“ in Spanien. Spanien deshalb, da ich die spanische Sprache sehr mag und gerne weiter verbessern wollte (und ich die Frist für Lateinamerika verpasst hatte). Dort gibt es drei Partneruniversitäten in Jaén, Zaragoza und Lleida. Meine Wahl fiel auf Lleida, da ich die Region Kataloniens um Barcelona, sowie Land, Leute und Kultur in zahlreichen Sommerurlauben kennen und lieben gelernt habe. In meinem Studiengang Internationale Technische Betriebswirtschaft ist es verpflichtend, ein Semester im Ausland zu verbringen. Ob es sich um ein theoretisches Studiensemester oder ein Praxissemester in einem Unternehmen handelt ist ganz egal. Ich entschied mich für das Wintersemester 2016/2017 für die „Theorieversion“, da ich mir davon mehr Freizeit, Land und Leute erhoffte.
Ich wohnte in unserer internationalen WG zusammen mit zwei Italienern, einem Franzosen und einem Ukrainer. Im ganzen Haus wohnten weitere Erasmus-Studenten aus Italien, Mexiko, Griechenland und Tschechien und wir hatten immer eine angenehme Erasmus Atmosphäre bei unseren Partys.
Die Stadt
Lleida (oder spanisch Lérida) ist eine ruhige Kleinstadt und ist von der Größe ungefähr mit Esslingen vergleichbar. Sie liegt ca. 150 km westlich von Barcelona im Landesinneren, südlich der Pyrenäen und ist die Hauptstadt der Provinz Lleida. Das Klima in Lleida ist sehr unterschiedlich zum Rest Spaniens. So ist der Winter in Spanien im Allgemeinen recht mild, während er in Lleida durch viel Feuchtigkeit, Nebel und Wolken durchaus sehr kalt wird. Mein Wunsch, einen angenehm milden Winter in Spanien zu verbringen wurde dadurch nicht erfüllt. Im Dezember wurde sogar ein neuer Rekord aufgestellt und es war den ganzen Monat über neblig ohne einen einzigen Tag an dem die Sonne sich gezeigt hätte, was die Stimmung ziemlich gedrückt hat. Jedoch ist es im Sommer oft unerträglich warm. So hatte ich in den ersten Tagen nach meiner Ankunft einige Tage mit über 40°C Außentemperatur und teilweise 35°C nachts in meinem Zimmer. Die Stadt hat eine Haupt-Einkaufsstraße, die den ganzen Tag über bis in die Nacht hinein gut besucht ist und auch viele Bars sind in der ganzen Stadt zu finden. Die Stadt wird überragt vom Kirchhügel mit der dazugehörigen Kathedrale „La Seu Vella”, von deren Turm man einen schönen Blick über ganz Lleida und Umland hat. Die Region um Lleida ist hauptsächlich durch Landwirtschaft geprägt.
Die Universität und Studieren
Bereits 1300 bis 1717 war die „Universitat de Lleida“ eine bedeutende Universität, wurde aber durch ein königliches Gesetz geschlossen. Erst 1991 wurde sie wiedereröffnet. Die Universität, welche eine Partnerschaft mit unserer Hochschule Esslingen pflegt, ist breit gefächert und bietet verschiedenste Bachelor-, Master-, sowie Doktoranden-Studiengänge an der Faculty of Arts, Faculty of Law, Economics and Tourism, Polytechnic School, Faculty of Education, Psychology and Social Worker, Faculty of Medicine, Faculty of Nursing and Physiotherapy und School of Agrifood and Forestry Science and Engineering (ETSEA) an.
Das Studieren an der „Universitat de Lleida“ unterscheidet sich zu unserer Hochschule darin, dass die Benotung eher wie in einer Schule auf einer kontinuierlichen Evaluation der Studierenden basiert. So hat man in einigen Fächern häufig Hausaufgaben bis zur nächsten Vorlesung, die in die Note mit einfließen oder muss online kleine Tests im Virtual Campus (vergleichbar mit Moodle) bearbeiten. Außerdem hat man Midterms, also Zwischenprüfungen in der Hälfte des Semesters und eine Prüfung am Ende des Semesters. Die meisten Vorlesungen finden vormittags zwischen 9 und 12:30 Uhr statt, sodass man als Erasmus Student mit wenigen Kursen genügen Freizeit und oftmals auch einen freien Tag hat.
Freizeit und Reisen
Durch den kleinen Stundenplan als Erasmus-Student bleibt während des Semesters genug Freizeit, um den Auslandsaufenthalt zu genießen. In den ersten Wochen lernt man bei den Welcome-Activities die große Gruppe anderer Erasmus-Studenten in Lleida kennen und schließt Freundschaften. Auch der Sport kommt in Lleida nicht zu kurz: am Fluss entlang sind den ganzen Tag über Jogger zu sehen, am Ufer kann man hervorragend Fußball oder anderes spielen und am Campus Cappont gibt es ein Street Soccer Feld, wo wir oft gekickt haben. Wer mag ist zum Wandern schnell in den nahegelegenen Pyrenäen. Auch wer das Shoppen als Freizeitbeschäftigung bevorzugt hat in Lleida in der Hauptstraße Calle Major genügend Möglichkeiten. Die Universität Lleida hat leider kein so großes Erasmus-Netzwerk wie beispielsweise Barcelona und dementsprechend klein ist die Auswahl an „außeruniversitären“ Aktivitäten, das International Office gibt sich allerdings viel Mühe, um für Erasmus-Studenten Exkursionen und kulturelle Veranstaltungen anzubieten.
Meiner Meinung nach ist Lleida ein idealer Ausgangspunkt, um Spanien zu bereisen. So kam ich während meines Aufenthalts mit meinen Freunden aus Mexiko, Italien und Frankreich viel in Spanien rum und konnte meine Liste nach und nach abarbeiten. Unser erster Ausflug führte uns nach Tarragona und Salou, um den Tag am Strand zu verbringen, gefolgt von einer Tour Richtung Pyrenäen nach Congost de Montrebei, um die einzigartige Landschaft Kataloniens zu bestaunen. Auch wenn ich in Barcelona schon oft war durfte natürlich ein Besuch meiner Lieblingsstadt nicht fehlen. Hier verbrachten wir ein verlängertes Wochenende während des größten Stadtfests Barcelonas „La Mercè“. Dabei hatte ich die Gelegenheit, mich mit BB Prima die hier ihr Auslandssemester verbracht hat und mit BB Sheldon der zu Besuch war zu treffen. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an Prima für die Unterkunft! Einige Wochen später machte ich mich auf den Weg ins nur eine Stunde entfernte Zaragoza. Hier konnte ich die schöne Stadt kennenlernen, in der ebenfalls eine Partneruniversität der HS Esslingen beheimatet ist. Außerdem nutzten wir ein verlängertes Wochenende für eine Fahrt nach Valencia, wo wir im Herbst bei sommerlichen Temperaturen nochmals das Meer genießen und die berühmte Paella valenciana probieren konnten. Zum Ende des Herbstes führte uns ein Tagesausflug in den Zwergstaat Andorra, sowie ein von der Uni organisierter Ausflug in die Stadt Girona. Ein weiteres Highlight zum Ende des Semesters im Januar war für mich der Besuch der spanischen Hauptstadt Madrid. Und natürlich durfte ein Spiel des FC Barcelona im Camp Nou nicht fehlen!
Fazit
Da ein Auslandssemester in meinem Studiengang Pflicht ist, gehörte es natürlich dazu. Doch auch ohne diese Verpflichtung war es mein Wunsch ein Semester im Ausland zu verbringen. Wäre die Organisation nicht mit so viel Bürokratie, Fristen und Papierkram verbunden, würde ich jederzeit wieder ein Semester im Ausland studieren, denn die gesammelten Erfahrungen sind einzigartig! Wenn ich anfangs in einem Fach sprachlich nicht mitgekommen bin, dann habe ich nicht gleich aufgegeben und bis zum Ende das Beste versucht. Das halbe Jahr war ideal, um dem „normalen“ Studienalltag an der Hochschule zu entkommen, viele neue Freundschaften mit Studenten aus der ganzen Welt zu schließen und um das Land und seine Kultur besser kennenzulernen. Wie schon erwähnt ist Lleida eben eine ruhige Kleinstadt, in der nicht allzu viel geht. Jedoch konnte ich mir durch eigene Ausflüge mein Auslandssemester so spannend und abenteuerlustig gestalten, wie ich wollte.
Dennis Schmidt v. Hashtag
Comments
Danke, lieber Hashtag. Was heute das Akademische Auslandsamt o. Ä. ist, war zu meiner Zeit der Auslandsreferent. Ich war es ca. 2 Semester lang, jeweils vormittags in der Pause zwischen 2 Semestern. 1956 (!) vermittelte ich meinen LB Roland Becker v. Struppi an eine Firma in Madrid zu einem Ferienjob. Struppi lernte dort seine spätere Frau kennen, die dann in der Guten alten Zeit unsere BS wurde. Deren Tochter Isabel wurde natürlich ebenfalls unsere BS. Damals besuchte Struppi unseren BB Hofmann, geb. 1909, der in Barcelona ansässig war. Also – danke, Du hast viele Erinnerungen in mir geweckt.
Hallo Strolch! Das freut mich sehr, dass ich mit meinem Bericht solche Erinnerungen bei dir wecken konnte. Sehr interessant, solche Geschichten von früher zu hören!
Liebe Grüße, Hashtag